Zukunft der Holzsurfboards

Surfboard-Regal Werkstatt

Wir ihr sicher gemerkt habt, war es in den letzten Wochen selbstbaumäßig etwas ruhiger bei mir. Ich brauchte einfach eine Auszeit und wollte mich auch einmal wieder mit anderen Dingen beschäftigen.

Nachdem ich nun aber einige Wochen an alten Rennrädern und Mountainbikes herum geschraubt habe (bevorzugt der Marke Cannondale und älter als 1994), sind die Motivationsbatterien wieder aufgeladen und ich habe Lust auf Holz.

Ganz ausblenden konnte ich das Surfbrett-Thema natürlich nicht, und so habe viel über Bauweisen und Materialien nachgedacht. Und dass ich es mir teilweise schwerer gemacht habe, als es notwendig ist. Das werde ich dieses Jahr ändern!

Holz? EPS? Kork? Wie geht es weiter?

In den vergangenen Monaten hatte ich mehrfach  E-Mails bekommen, in denen ich gefragt wurde, ob ich keine Lust mehr auf Hollow-Wood-Boards habe und nun auf die dunkle Seite der (EPS-)Macht gewechselt wäre. Auf diesem Schluß könnte man tatsächlich gelangen, da ich das asymmetrische Board und den Vorgänger ziemlich gefeiert habe.

Jein. Ich werde auf jeden Fall weiterhin hohle Surfbretter bauen – aber auch welche mit Schaumkern.

Ich liebe einfach die handwerkliche Herausforderung und die Details an Hollow-Wood-Konstruktionen. Und ich finde den Bauprozess von zweidimensionalen Elementen zu einem dreidimensionalen Surfbrett immer wieder aufs Neue faszinierend.

Parallel werde ich weiterhin auch Surfboards mit Schaumkern bauen. In absehbarer Zeit wird es ökologische Alternativen für EPS-Blanks geben, dann muss man diesbezüglich auch kein schlechtes Gewissen mehr haben.

Recyceltes EPS ist ein kleiner Fortschritt, aber Sondermüll bleibt Sondermüll.

Hollow-Wood für größere Surfboards und SUPs

Die Grundüberlegung: Je größer ein Surfbrett, desto mehr Volumen besitzt es im Verhältnis zu seiner Oberfläche.

Die Gewichtsnachteile von Surfbrettern in Hollow-Wood-Bauweise werden also immer geringer, je größer ein Surfboard ist. Bei SUPs gibt es dann eigentlich keinen Unterschied mehr.

Ausnahme sind SUPs, die in der Welle gefahren werden. Diese muss man zusätzlich verstärken, um Stürze (ein spitzes Knie ist der GAU fürs Oberdeck) und Waschgänge zu überstehen, was das Gewicht gleich zwei bis drei Kilogramm in die Höhe treibt. Unabhängig vom realen Gesamtgewicht, möchte man so ein Teil beim Waschgang auch nicht an den Kopf bekommen.

Bei Longboards, die man nur in kleinen Wellen fährt, oder Touren-SUPs kann man hingegen mit gutem Gefühl gewichtsoptimiert bauen.

Holz-EPS-Verbund für Shortboards

Shortboards und Kite-Directionals für die Welle werde ich zukünftig hauptsächlich nur noch mit Schaumkern bauen. Wenn man strapless surft, zählt jedes eingesparte Gramm.

Nach intensiven Surfphasen, wenn ich mehrere Tage ohne Pause auf dem Wasser war, merke ich leider auch, dass meine Knie nicht jünger werden. Die Dämpfung bei Hollow-Wood-Boards ist konstruktionsbedingt eingeschränkt und steht im Widerstreit mit den notwendigen Verstärkungen, die man für den Welleneinsatz zwangsläufig integriert.

Ich habe speziell in diesem Bereich viel experimentiert – mit Kork, ohne Stringer, Sandwichaufbauten, Materialmischungen. Letzten Endes bin ich dann doch beim Schaumkern gelandet.

Ist mir nicht leicht gefallen. Es fühlte sich an wie eine Niederlage. Aber ich hoffe, dass es bald Alternativen gibt.

Fazit

Es gibt für mich aktuell noch keine Bauweise, die in allen Aspekten perfekt ist. Die Herausforderung besteht darin, für jeden Bretttyp den besten Kompromiss zu finden. Für mich bedeutet dies, dass ich genau überlege, für wen und für welche Bedingungen ich ein Surfbrett baue.

In den letzten Jahren habe ich einen extrem kompromisslosen Ansatz verfolgt. Ich wollte alles auf einmal. Die Boards sollten schön, leicht, stabil und 100% umweltfreundlich sein.

Diese Anspruch werde ich auch zukünftig nicht aus den Augen verlieren. Aber ich habe ich mich jetzt damit arrangiert, dass es wohl noch etwas dauern wird, bis ich dieses Ziel erreichen werde.

Ich weiß, dass jetzt viele mit den Augen rollen werden. Mann, für die Erkenntnis hat er aber lange gebraucht! :-)

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Eine Antwort zu „Zukunft der Holzsurfboards“

  1. Avatar von Surfdude
    Surfdude

    Ja, ging mir ähnlich, man liest etwas, probiert es aus, sammelt seine Erfahrungen und beginnt sich immer mehr auf seine, individuell „beste“ Methode festzulegen.
    Bei mir ist das Balsaholz und Epoxy, Hollow Wood, Solid Rails. Ich mache aber keinen Unterschied zwischen Short und Long, da ich mit Balsa auch bei Shortboards konkurrenzfähige Gewichte erreichen kann. Ich beginne auch lieber mit Shapes als mit dem Material zu experimentieren, z.B. war mein zerlegbares Hotcurl letztlich ein Highlight. Dito das bis jetzt aber noch nicht gewasserte Shortboard für meinen Junior.
    Mein aktueller Bau wird wieder ein Hotcurl, für meine bescheidene Fahrweise genügend…, mir reicht es grinsend eine Schulter entlangzudüsen, für Aerials und Co, und Turn after Turn, bin ich wohl mittlerweile etwas zu alt…
    Bin mal gespannt, wie schwer (bzw. leicht) es werden wird, diesmal wird es nicht zerlegbar, was auch Gewicht kostet, allerdings brauch ich diesmal etwas mehr Epoxy, da es in einigen Bereichen translucent werden wird…

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