Jetzt ist der Herbst auch wettermäßig eingekehrt. Morgens muss man das Licht anmachen, wenn man zur Kaffeemaschine schlürft und abends dämmert es schon, wenn man aus dem Büro kommt.
Aber ich muss sagen, dass die langen Winter in Kiel ihren Schrecken verloren haben, seitdem ich mit dem Bau der Surfbretter begonnen habe. Ich bin geradezu erleichtert, dass ich nicht wie im Sommer vor der Wahl stehe, ob ich nachmittags surfen gehe oder an einem neuen Board weiter arbeite. Das schwindenden Licht nimmt mir die zermürbende Entscheidung ab und ich freue mich, abends noch ein paar Stunden in der Werkstatt zu verbringen.
Nachdem wir den Sommer auf Formentera noch etwas verlängert haben und das Surfen wegen ausbleibender Wellen das Surfen leider ausfiel, bin ich nun aber wieder heiß, neue Ideen zu verwirklichen und die begonnenen Pläne fertig zu stellen.
Zeit zum Denken
Auf der Insel hatte ich viel Zeit nachzudenken. Zeit, die mir im Sommer etwas gefehlt hat. Zu viele Dinge bin ich parallel angegangen. Zig verschiedene Surfbrett-Shapes, teilweise in zwei Bauvarianten und dazu noch der Onlineshop verschlangen viel Zeit und ich war getrieben von meinem eigenen Anspruch. Es sollte selbstverständlich auch alles Hand und Fuß haben.
Ich bekam viel positives Feedback und Anfragen nach speziellen Bauanleitungen. Das war großartig und dies ist auch ein Grund, warum ich dieses Blog schreibe. Es ist eine fantastische Möglichkeit Kontakte zu knüpfen und sich mit anderen Selbstbauern auszutauschen.
Der Spaß an der Sache blieb dabei etwas auf der Strecke. Es fühle sich schon nach Arbeit an. Die Leidenschaft für das Thema litt etwas und ich musste mich teilweise schon dazu überwinden, um mich an den Rechner zu setzen und die CAD-Pläne fertig zu zeichnen.
Auf Formentera hatte ich nun endlich die Muße, die vielen einzelnen Ideen und Projektpläne zu ordnen. Meine zentrale Erkenntnis war, zukünftig nicht zu viele Projekte parallel zu bearbeiten, sondern die Dinge Schritt für Schritt anzugehen. Das klingt trivial, aber im alltäglichen Größenwahn verliert man die Begrenztheit der verfügbaren Zeit schnell aus dem Blick.
Fokussieren
In diesem Sinne werde ich bei den nächsten Boards erst einmal die bauen, auf die ich richtig Lust habe. Das Allround-SUP ist überfällig. Bei den SUPs s mich schreckt mich nur immer die Größe und der Materialaufwand ab. Mehrere Wochen kann man sich kaum in der Werkstatt bewegen, weil so ein Monstrum alles versperrt. Aber da muss ich wohl durch. :-)
Die ausstehenden Baupläne für ITOBU werde ich vereinfachen. Ich habe durch das Feedback der letzten Wochen erkannt, dass ich viel zu detailliert konstruiere. Die meisten Interessenten sind handwerklich so versiert, dass sie eigentlich nur die Grundkonstruktion benötigen. Verstärkungen, Aussparungen und Deckaufbauten überlegen sie sich selbst. Das kommt mir sehr entgegen, da genau dies die Details sind, die enorm viel Zeit verschlingen.
Weniger ist mehr. ITOBU-Baupläne zukünftig auf Shape und Innengerüst reduziert und direkt per PDF-Download.
Lust
Ansonsten habe ich riesige Lust, ein asymmetrisches (Kite-)Surfboard zu bauen. Die Sinnhaftigkeit beim Kitesurfen kann man diskutieren, aber ich bin unglaublich neugierig, wie sich so ein Surfbrett verhält.
Aber ich habe mittlerweile mein Regal voll mit klassischen Directionals, da wird Zeit ein Experiment zu wagen. Die Aufgabenstellung wird sein, ein asymmetrisches Kiteboard für die guten Tage in Brasilien zu bauen. Ein Board für schräg auflandigen Wind (NO-Richtung), 6-7 Windstärken und rund 1,5 – 2 Meter Wellenhöhe. Die Konstruktion in Hollow-Wood-Bauweise wird aufwendiger, da man quasi zwei Boards in Aku-Shaper plant und diese dann in CAD verheiratet. Aber man wächst ja an den Aufgaben…
Winterzeit ist Bastelzeit. Rund fünf Monate sollten reichen, um den Quiver für die nächste Saison mit neuen Boards zu füllen.
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