Ein Gastbeitrag von Oliver Franke.
Während Europa politisch schwere Zeiten erlebt – Flüchtlingskrise, drohender Brexit, Griechenland … fahre ich genau durch dieses Land Richtung Süden, um meine Leichtigkeit beim Wellenreiten wiederzufinden, eine Leidenschaft, die mich inzwischen 35 Jahre begleitet.
Mit dabei, meine 10 Jahre alte Mischlingshündin Lola und eine ganze Reihe unterschiedlicher Surfboards. Zuhause bleiben musste das Hot Buttered Longboard, das neben den anderen sechs Brettern einfach nicht mehr in den Bus passte. Dafür mit im Gepäck, ein Original ITOBU Mini-Malibu…
Nach anfänglichen Verzögerungen, wie abgebrochener Quertraverse vom Fahrradträger, und mehreren aufeinanderfolgenden Überschwemmungen unter der Spüle meiner Busküche sind wir schließlich zügig Richtung Atlantik unterwegs.
Unser Weg führt vorbei an Bordeaux, Richtung Hossegor, weiter die nordspanische Küste entlang durch Kantabrlen und Asturien nach Portugal, dann entlang der portugiesischen Küste an die Algarve bis zu unserem Ziel, Costa de la Luz, nach Caños de Meca in Andalusien.
Inzwischen haben wir die nordspanische Atlantikküste erreicht und spätestens jetzt komme ich zum eigentlichen Thema meines Berichts:
ITOBU, eine kleine Surfboard-Schmiede in Kiel, in der mein Nachbar Tobias Herold kleine Schmuckstücke aus Holz fertigt, für Menschen mit Hang zum Wassersport: Kiteboards, SUPs oder Wellenreiter.
Schon als Tobias mir das wunderschöne Holzboard im Shape eines Mini-Malibus übergab, wusste ich, dass es sich hier um etwas ganz Besonderes handelt. Kein Board von der Stange, helles Paulownia-Holz als Deck, dunkel abgesetzte Verstärkungen aus Mahagoni als Stringer in der Mitte, an Heck und Nose. Thruster mit Steckfinnen der neuesten Generation.
Nerviges Anschrauben und unzählige Versuche, die Gegenmutter zu treffen gehören der Vergangenheit an. Im Handumdrehen montiert, farblich fein abgestimmt auf den natürlichen Holz-Look des Boards. Das Unterwasserschiff im klassischen Sinne eine konkave Form mit kantigen Rails im hinteren Viertel und einer auslaufend doppelkonkaven Welle am Heck. Das Gewicht unterscheidet sich kaum von dem eines herkömmlichen Wellenreiters gleicher Größe.
Während der Reise im Bus ist das Board zu jeder Zeit präsent, da es eine angenehme Duftmischung aus Holz und Laminatgeruch verbreitet.
In den kommenden Tagen gibt es viele Gelegenheiten, das Mini Malibu auf seine Fahreigenschaften zu testen.
Nördlich von San Vicente in einer einsamen Bucht stürze ich von einer Welle auf das Board. Eine blau angelaufene Hüfte und ein ungefähr fünf Zentimeter großer Haarriss auf der Unterseite des Boards sind das Ergebnis. Ich frage mich, was schlimmer ist – das handtellergroße Hämatom an der Hüfte, oder der kleine Haarriss im Board. Ich entscheide mich für den Haarriss.
Sofort erfasst mich Panik, das Board ist innen hohl und kann bei einem größeren Leck wie ein Boot sinken. Heftiges Hin- und Herbewegen des Boards zerstreuen die Befürchtung eines Wassereinbruchs. Es nützt alles nichts, mit dieser winzigen Verletzung an der Unterseite sollte man nicht mehr ins Wasser gehen!
Nach erfolgreicher Reparatur mit einem Stück Glasfaser und Solarez-Epoxy mit bin ich gestern die mit Abstand größten Wellen auf der bisherigen Reise mit dem Mini Malibu geritten.
Paria Malhaõ, Portugal. Trotz drei Meter hoher Wellen entscheide ich mich gegen den wesentlich kleineren „Stick“ aus meinem unter dem Busdach verstauten Board-Lager und versuche mein Glück mit der “Holzplanke“.
Auch hier wieder erstaunlich, wie das Board durch die großen Wellen taucht und ohne Probleme, selbst bei steilen Take Offs nicht unterschneidet. Schnelles Reagieren auf die Belastung der Außenkanten des Brettes verleihen diesem ein Fahrverhalten, das man eher von kleineren Brettern gewohnt ist. Das Pin Tail unterstützt die Wendigkeit.
Überzeugende Stabilität auch in der steilen Wellenwand. Das Brett hält dem Druck stand, keine Spinn-Outs und kein unkontrolliertes „Kurvengeeier“ bei der Abfahrt.
Schließlich habe ich zwei Wochen fast täglich mit dem Mini Malibu im Wasser verbracht, Wellen unterschiedlicher Größen gesurft, Beachbreaks, Riffe, steil und flach, durcheinander, vom Wind verblasen – wirklich alles dabei.
Das Board hat nach meiner Einschätzung einen wirklich guten Job gemacht. Lediglich bei Wind und relativ unruhiger Wasseroberfläche schaukelt sich das Brett leicht auf und hüpft etwas unkontrolliert innerhalb seiner Bahn. Abgesehen von diesen für das Wellenreiten ohnehin ungünstigen Bedingungen hat das Board seine Wendigkeit und seine Kontrollfähigkeit insgesamt bravourös unter Beweis gestellt.
OLLO
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